Heute mach ich mal etwas neues, und zwar werde ich eine Geschichte hier im Blog hochladen. Warum? Weil sie einfach völlig anders ist als alles, was ich bisher geschrieben habe, und ich mir noch nicht sicher bin, ob ich sie wirklich auf FanFiktion.de hochladen sollte. Wenn es jemand lesen mag, freue ich mich natürlich.
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Laute Schreie. Schüsse, die durch die
Nacht hallten. Die raue Stimme eines Mannes, der Anweisungen brüllte.
Hastige Schritte. Das Krachen von Ästen, die einfach
niedergetrampelt wurden. Ein merkwürdiges Gefühl, fast so, als
würde der Boden vibrieren. Der salzige Geschmack von Schweiß auf
den Lippen. Die beängstigende Gewissheit, dass man sie entdeckt
hatte. Ein Herz, das wild gegen die Rippen des jungen Mannes
hämmerte. Feuchte Erde im Gesicht, an den Händen. Das Warten auf
ein Signal, die Angst, dass es nicht kommen würde. Freude und
Hoffnung, als es endlich so weit war. Dann, ganz plötzlich, ein
kurzer, aber heftiger Schmerz am Hinterkopf. Und nun, zu guter
Letzt...
Nichts.
Vorsichtig öffnete er die Augen. Es
dauerte eine ganze Weile, bis sie sich an das dämmrige, aber dennoch
nicht düstere Licht gewöhnt hatten. Er lag auf einer glatte
Oberfläche, aber er konnte beim besten Willen nicht sagen, ob sie
sich nun warm oder kalt anfühlte. Ein wenig hilflos rappelte er sich
auf. Ein Kribbeln schien währenddessen über ihn zu laufen, doch es
war nicht unangenehm. Plötzlich fühlte er sich so leicht, so
befreit.
Moment... Er? Sein Blick glitt an
seinem nicht mehr vorhandenen Körper herab. Ihm entfloh ein
erschrockener Aufschrei, der sich hier jedoch unnatürlich laut
anhörte. Nein, da war wirklich nichts mehr. Keine Arme, keine Beine,
kein Rumpf, alles war verschwunden. Es war kein Spiegel nötig, um zu
wissen, das auch sein Kopf nicht mehr existierte. Er hatte Recht
behalten. Nicht mehr er. "Es".
Der Ort, an dem es sich befand, war ihm
keinesfalls fremd. Im Gegenteil, es war schon so oft hier gewesen,
dass es irgendwann aufgehört hatte, zu zählen. Allerdings mochte es
diesen Platz nicht besonders. Denn außer der glatten Oberfläche,
auf der es eben erwacht war, gab es hier rein garnichts. Keine
Steine, keine Pflanzen, keine Lebewesen, nicht einmal Wände, die
dies hier vielleicht zu einem Raum gemacht hätten.
Früher hatte es noch versucht,
zurückzugehen, zurück auf die Erde. War ziellos, hoffnungslos,
körperlos durch diese leere Welt gestreift, hatte nach einem Ausgang
gesucht oder wenigstens nach etwas Gesellschaft. Aber es gab keine,
nie. Der Tod war einsam und niemand hatte das Recht, sich über diese
Regel, die selbst die meisten Lebendigen erahnten, hinwegzusetzen. Es
war nun schon zum dritten Mal in wenigen Dekaden gestorben, das eine
Mal als junge Frau, ein weiteres Mal als kleiner Junge und nun als
ein Mann.
Auf der Erde herrschte Krieg, seit
vielen Jahren. Schon lange bekämpften sich die Menschen, töteten
einander, vernichteten langsam, aber sicher ihre eigene Art. Es gab
nicht mehr so viele wie vielleicht vor hundert oder zweihundert
Jahren. Möglicherweise war das gut so. Je weniger sie wurden, desto
weniger Schaden konnten sie einander zufügen. Diejenigen, die dieses
endlose Massaker überleben würden, konnten neu beginnen. Jetzt, wo
es tot war, war ihm bewusst, dass es keinen Sieger geben würde. Nur
Verlierer. Nur Menschen, die mit dem Bewusstsein und der
Verantwortung leben mussten, dass ihre Art zu so viel Grausamkeit
fähig war.
Es erinnerte sich an viele Leben, die
ihm das immer wieder gezeigt hatten. Auch wenn es nicht mehr alles
wusste. Aber es wusste viele Dinge, die den Menschen auf der Erde
verborgen blieben.
Es wusste, dass der Charakter jeder
Person von allen ihren Leben und Erfahrungen geprägt war.
Es wusste, dass man als Kind mehr sah
und aufmerksamer war, weil irgendwo im Hinterkopf noch die
Erinnerungen an "damals" existierten, zumindest für ein
paar Jahre.
Es wusste, dass man nach dem Tod keinen
der Menschen wiedersah, die man einst gekannt und geliebt hatte.
Jeder starb für sich alleine, diese Erfahrung hatte es oft genug
machen müssen.
Es wusste, dass es so etwas wie
Schicksal oder Bestimmung nicht gab, dass jeder sein Leben in der
Hand hatte.
Und vor allem wusste es, dass nicht der
Tod, sondern das Leben vergessen bedeutete.
Schon bald, genau dann, wenn es wieder
zurückkehren würde, hätte es keine Erinnerung mehr an diesen Ort,
an "damals". So war es immer, für jeden Menschen. Wie
könnte man auch glücklich sein, wenn man sich selbst im neuen Leben
noch für die Untaten im früheren Vorwürfe machte? Oder wie sollte
man sonst objektiv neue Erfahrungen sammeln, neue Perspektiven
entdecken? Jedes Leben war eine neue Chance, aber das hatte eben
einen Preis.
Schon lange wusste es nicht mehr, ob es
zuerst gestorben oder zuerst geboren war. Irgendwann einmal hatte es
sich noch daran erinnern können, aber so sehr es sich auch bemüht
hatte, das Wissen war für es in Vergessenheit geraten. Es konnte nur
mutmaßen, woran das lag. Vielleicht, weil ein Kreis keinen Anfang
haben konnte, keinen Anfang haben durfte. Auch nicht der Kreis, der
Leben und Tod vereinte.
Aber schon seit einigen Jahren war es
nicht mehr neugierig. Nach einer Weile verlor man das Interesse
daran, solchen Fragen auf den Grund zu gehen. Verändert hätte es ja
doch nichts, wozu also groß über irgendwelchen Unsinn nachdenken?
Manchmal war es ein ganz netter Zeitvertreib, nach einigen
Jahrzehnten an diesem Ort halfen Rätsel ein wenig dabei, sich die
Langeweile zu vertreiben.
Es gab schließlich niemanden, mit dem
es hier hätte sprechen können. Einsamkeit war nichts schönes und
sie konnte einen schier in den Wahnsinn treiben. Niemand hatte einen
Einfluss darauf, wann man auf die Erde zurückkehren konnte.
Manchmal, aber nur selten, dauerte es bloß Sekunden, bis man wieder
dort ankam, meistens waren es einige Jahre, oft Jahrzehnte und einmal
hatte es sogar tausend Jahre gedauert, bis es wieder das Licht der
Welt erblicken dufte. Auch darauf hatte es keinen Einfluss.
Ein paar Mal war es schon als Mensch
geboren worden, in letzter Zeit sogar sehr häufig. Aber auch schon
als Tier. Es war die Schlange gewesen, die damals Cleopatra getötet
hatte und einst hatte es einen Namen getragen, den die Menschen auch
heute noch mit Respekt und Ehrfurcht aussprachen. Aber was spielte
das hier schon für eine Rolle, letztendlich waren sie doch alle
gleich. Jeder starb irgendwann.
Verträumt blickte es sich um, dachte
an das letzte Leben zurück, das vor wenigen Minuten oder Stunden
erst so unsanft beendet worden war. So genau wusste man das hier nie,
die Zeit verlief anders. Es war ein Soldat gewesen, ein Mann, der
seit seiner frühesten Kindheit dafür ausgebildet worden war. Bevor
es gestorben war, hatte es noch versucht, einen entscheidenen Schritt
zu tun, der seinem Vaterland vielleicht den Sieg gebracht hätte.
Hier und jetzt war es ihm aber gleichgültig, ob seine Kameraden es
geschafft hatten oder nicht. Schließlich war nicht einmal der Tod
wirklich schlimm, weshalb sollte es sich Sorgen machen?
Nur die Einsamkeit, die danach
herrschte, die war schlimm. Aber man gewöhnte sich daran, wenn man
sie ein paar Mal erlebt hatte. Und selbst wenn nicht, irgendwann
konnte man ihr entfliehen. Für einige Zeit.
Auf einmal schien der Boden zu beben,
die Luft zitterte. Mit einer Mischung aus Entsetzen und Vorfreude
machte es sich bereit für das, was nun folgen würde. Das Gleiche
wie immer. Vorfreude, weil es gleich von diesem schrecklichen Ort,
der nur durch seine Leere so beängstigend und abstoßend war,
verschwinden würde. Entsetzen, weil es wusste, auf welche Weise es
geschehen würde.
Das Blut schien aus dem leeren Raum
förmlich herauszusprudeln. Die Flüssigkeit umschmiegte es, setzte
sich an ihm fest, legte sich um die bisher körperlose Gestalt und
ließ sie zu einem Wesen werden, wie es auf der Erde leben können
würde. Aber gleichzeitig wusch sie die Erinnerungen fort, spülte
sie aus seinem Kopf und ließ sie Teil des leeren Raumes werden. Hier
würden sie warten, auf seinen den nächsten Tod. Bevor es spürte,
dass seine Geburt kurz bevor stand, dass das Blut seine Rückkehr
bedeutete, stellte es sich noch zwei letzte Fragen:
Wann würde es aufhören? Und was würde
dann sein?
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Wie gesagt, nur eine Kleinigkeit. Das wars auch schon, bis denn!
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