Heyho, meine Lieben,
heute
beschäftigen wir uns mit einem Thema, das viele sicherlich als
unsachlich und weit hergeholt bezeichnen würden. Ist es an sich
auch. Wie der Titel schon sagt, es geht um die lieben Stiftzähnchen.
Denn so kann man sie inzwischen getrost nennen - was Twilight nicht
vernichtet hat, wurde von House of Night in Stücke gehackt. So weit,
so gut, aber vielleicht sollte ich noch etwas weiter ausholen. Dieser
Post hier wurde durch ein Interview mit dem Vampirologen Friedhelm
Schneidewind angeregt. Das ganze Interview ist
hier nachzulesen. Wir brauchen und nur mit einem Abschnitt zu
beschäftigen, und zwar mit diesem hier.
Die
wenigsten Vampire reagieren noch auf die klassischen Abwehrmethoden
wie Kreuze, Knoblauch oder Tageslicht. Stattdessen sind sie im Alltag
angekommen, sie wandeln unter uns und wollen akzeptiert werden (z.B.
in der Serie "True Blood"), trinken Tierblut oder
künstliches Blut. Kurz: Sie wurden gezähmt. Kann man von einer
Domestizierung der Vampire sprechen?
SCHNEIDEWIND: Vampire spielen immer mehr eine Rolle des Alltäglichen. Sie sind nicht mehr mythisch, nicht mehr außergewöhnlich. Die Wesen kommen immer mehr bei uns an, sie stehen in unseren Türen, uns gegenüber. In Horrorgeschichten ist der Schrecken aber immer ein Mythischer. Das eigentlich Gefährliche ist ja immer das Übernatürliche. In Stephenie Meyers Romanen wird hingegen alles erklärt. Das macht die Vampire ein Stück harmloser. In dieser Hinsicht kann man tatsächlich von einer Domestizierung sprechen. Letzen Endes verkörpern sie sogar das Gute und werden zu Helden.
SCHNEIDEWIND: Vampire spielen immer mehr eine Rolle des Alltäglichen. Sie sind nicht mehr mythisch, nicht mehr außergewöhnlich. Die Wesen kommen immer mehr bei uns an, sie stehen in unseren Türen, uns gegenüber. In Horrorgeschichten ist der Schrecken aber immer ein Mythischer. Das eigentlich Gefährliche ist ja immer das Übernatürliche. In Stephenie Meyers Romanen wird hingegen alles erklärt. Das macht die Vampire ein Stück harmloser. In dieser Hinsicht kann man tatsächlich von einer Domestizierung sprechen. Letzen Endes verkörpern sie sogar das Gute und werden zu Helden.
So weit, so gut. Und jetzt nehmen wir
das ganze systemathisch auseinander. Na, freut ihr euch schon?
In einem Punkt muss ich dem
Vampirologen (ich wusste bis eben nicht einmal, dass es sowas gibt –
ganz schön schräg) recht geben: Es ist das Mysthische, was Vampire
so faszinierend macht. Bis vor wenigen Jahren hat man damit noch den
gnadenlosen Jäger assoziiert, der nachts durch die dunklen Gassen
einer Stadt schleicht, um über sein ahnungsloses Opfer herzufallen
und es bis auf den letzten Blutstropfen auszusaugen.
Und dann kam Glitzer-Edward, der wohl
irgendwann mal einen Bastelladen überfallen und sämtliche
Strasssteine geklaut hat, und seine Clique. Und das Image war im
Eimer. Ich fasse einmal kurz zusammen, was über die Knuddel-Cullens
bekannt ist:
-Sie glitzern in der Sonne
-Sie haben goldene Augen (auch wenn ich
Atheist bin... Himmel, hilf!)
-Sie trinken Tierblut
-Sie versuchen, sich in die menschliche
Gesellschaft einzugliedern
-Sie sind quasi unkaputtbar
-Sie sind eine große, glückliche
Familie und haben sich alle lieb
-Sie wollen niemandem was böses
(pazifistische Vampire? Hat jemand meine Schüssel gesehen?)
Zu den Vampiren im Allgemeinen kann man
hier ergänzen, dass sie rote Augen haben und sich weitgehend von den
Menschen fernhalten. Nur die Cullens tanzen aus der Reihe.
Fairerweise muss ich einräumen, dass
ich die Bücher ebenfalls gelesen habe und damals ziemlich toll fand.
Ich war zwölf. Und – Gott sei Dank – war mein Lieblingscharakter
nicht etwa die ach so tollpatschige und ungeschickte Bella, die sich
hinterher in eine Glitzer!Vampir!Sue verwandelt, sondern Jane. Dafür
muss ich mich echt bei meinem jüngeren Ich bedanken, denn Jane ist
tatsächlich cool und bis zu einem gewissen Grad mag ich sie immer
noch sehr gerne. Wenn sie nicht glitzern würde, wäre sie vielleicht
immer noch einer meiner absoluten Favoriten im Allgemeinen. Warum?
Weil Jane noch ein halbwegs
vernünftiger Vampir ist. Zu dem „halbwegs“ kommen wir gleich.
Sie hat rote Augen, trinkt Menschenblut und ist einfach nur ein
sadistisches Miststück. Das entspricht schon eher einem ordentlichen
Vampir. Dass sie und ihre Kollegen – jetzt sind wir beim „halbwegs“
- im Untergrund leben und ihre Beute mit der albernen Touristennummer
in eine Falle locken, anstatt jagen zu gehen und ihrer Macht als
Vampire gerecht zu werden, finde ich allerdings schon etwas
lächerlich. So, mit Twilight wären wir erst einmal fertig.
Kommen wir zu House of Night. Auch hier
erst einmal eine Zusammenfassung. Was wissen wir über die
HoN-Vampire?
-Sie trinken Menschenblut
-Wenn sie dies tun, werden Endorphine
ausgelöst, die dem betreffenden Menschen Lust bereiten (und schon
ist mir schlecht)
-Sie töten nicht
-Den Menschen ist allgemein bekannt,
dass sie existieren (WTF, Casts?!)
-Sie besuchen alle schön artig das
Vampirinternat
-Sie glauben an die Göttin Nyx (was
ich schon als persönliche Beleidigung empfinde. Ein gläubiger
Vampir ist meiner Meinung nach ein Widerspruch in sich. Aber dazu
kommen wir später)
-Sie haben superspeschiölige
Fähigkeiten
-Sie setzen sich aus Nutten und ihren
Anhängseln zusammen und nennen sich dann eine matriarchalische
Gesellschaft (das ist ernsthaft schlimm. Mein Brechreiz kehrt zurück)
-Sie kriegen im Sonnenlicht
Kopfschmerzen (…)
-Sie haben einen obertollen Vampirrat
-Sie schreiben sich „Vampyr“
(ernsthaft? ERNSTHAFT?!)
Und da hört bei mir echt alles auf.
Zum Vergleich hier noch einmal das gängige Vampirbild, oder
zumindest das, was ich im Kopf habe und das früher mal als gängig
bezeichnet wurde.
-Sie sind von der Gesellschaft isoliert
(und das hat einen verdammten Grund)
-Sie trinken Menschenblut und haben
keine Hemmungen, ihre Opfer zu töten
-Sie glauben weder an Gott, noch an
Nyx, noch an sonst irgendwas, weil sie Monster sind. Monster.
-Sie sind Jäger, keine Witzfiguren,
die mit irgendwelchen Tricks arbeiten müssen, um an ihr Abendessen
zu kommen
-Sie sind den Menschen in jeder
Hinsicht überlegen
-Sie sind sterblich und verbrennen im
Sonnenlicht. Keine Diskussion.
-Es gibt keine Hierarchie. Der Stärkste
überlebt
-Sie sind Einzelgänger
-Sie nehmen sich was sie wollen, ohne
Rücksicht auf Verluste
Das sind in meinen Augen Vampire.
Klingt erstmal ziemlich brutal, aber darum ging es bei Vampiren ja
immer. Das ist das, was sie immer so anziehend und faszinierend für
die Menschen gemacht hat. Und dann kamen Stephenie und die Casts und
haben das durch den Dreck gezogen. Ich möchte damit nicht die
Autorinnen angreifen, keineswegs. Stephenie Meyer hat einen
exzellenten Schreibstil, ich habe „Seelen“ von ihr verschlungen
und fand es wirklich toll. Und die Casts... Na ja, ich finde es teils
etwas fragwürdig, was sie schreiben – beziehungsweise, wie sie es
schreiben. Das ist teils schon ziemlich heftig, jemandem, der etwas
Anspruchsvolles sucht, würde ich es dann doch nicht empfehlen, aber
so für zwischendurch ist es ganz nett. Aber was sie aus den Vampiren
gemacht haben, finde ich schauderhaft. Um das Grundproblem nochmal in zwei Worten zusammenzufassen:
Sie glitzern.
Good job. Ich frage mich auch was in der heutigen Zeit vorgefallen sein muss das Vampire in ein solches Bild hineingerutscht sind. Auch wenn die Bücher (Bram Stokers Dracula) damals besser waren als die heute, so haben die Filme doch eines gemeinsam: sie sind unfreiwillig lustig (https://www.youtube.com/watch?v=rcyzubFvBsA Nosferatur aus dem Jahre 1922, still a better story than twilight)
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