Mittwoch, 16. Oktober 2013

Die Drachenschenke II

"Hey, guck mal, Jacky!" Restlos begeistert deutet Johanna auf die seltsamen Geschöpfe, die sich gerade um die Gäste kümmern. Jack zuckt nur mit den Schultern und greift nach dem Glas, das gerade vor seiner Nase abgestellt wird. Er hebt es und schnuppert vorsichtig an seinem Inhalt, bevor er ein paar große Schlucke nimmt. Scotch. Genau das, was er braucht, um das Geplapper der kleinen Nervensäge zu ertragen. Woher wussten die das nur?

"Willst du dich nicht bedanken?" Johanna hat den Kopf schief gelegt und sieht ihn vorwurfsvoll an. Direkt vor ihr sitzt eines der seltsamen Wesen, sie krault es lächelnd hinter den großen Ohren. Jack zuckt nur mit den Schultern und trinkt noch etwas, woraufhin das Geschöpf - zu Johannas Enttäuschung - das Weite sucht. "Na ganz toll, jetzt hast du seine Gefühle verletzt!" Die einzige Antwort, die die Autorin bekommt, ist ein leises Rülpsen.

Sie wirft Jack einen betont giftigen Blick zu und nimmt dann ihr eigenes Glas. Mit Schnuppern oder Misstrauen hält sie sich nicht auf, statt dessen nippt sie einfach an dem Getränk. Ihr begeistertes Lächeln zeigt, dass es nicht allzu schlecht schmecken kann. "Das ist ja Ginger Ale! Das Zeug mag ich wirklich", ruft sie aus.

Jack schnappt sich die Schale mit den Salzstangen, die seit eben zwischen den beiden auf dem Tisch steht, und beäugt sie kritisch, macht jedoch keine Anstalten, sich eine zu nehmen. "Meinst du, die haben hier Donuts?", fragt er schließlich. Johanna verdreht bloß die Augen. "Das hier ist eine Schenke, keine Konditorei." "Eine Schenke, na und? Schau dich doch mal um! Als würde eine normale Schenke so aussehen!" "Schenke ist Schenke, die Kunden sind dabei völlig egal!"

Während sie sich zanken, hat sich unbemerkt ein weiterer Gast zu ihnen gesellt. Erst, als jemand kräftig an seinem Zopf zieht, blickt Jack auf, seinem Gesichtsausdruck nach würde er diese Person am Liebsten schlagen. Das Mädchen, das sich nun zu ihnen setzt, kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Ich freue mich auch, dich zu sehen, Brüderchen."

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